Der Fernsprech-Tischapparat 61 (FeTAp 61) wurde 1963 als Tischmodell bei der Deutschen Bundespost eingeführt und hatte bis 1970 bereits eine Verbreitung von etwa 50% aller Hauptanschlüsse in der Bundesrepublik Deutschland erreicht.1 Das Gerät war eine Gemeinschaftsentwicklung der Firmen Bosse, SEL und Siemens, das Design basierte auf dem Modell "Assistent" von SEL 2.
Die Standardausführung war kieselgrau (Gehäuse) mit elfenbeinfarbigen Teilen (Grundplatte, Hörmuschel, Einsprache, Grundplatte des Nummernschalters). 3
FeTAp 61 in der Standardfarbe kieselgrau
Der FeTAp 61 stellte in vielerlei Hinsicht eine Neuerung dar. Die Verwendung neuer Kunststoffe machte den Apparat erheblich leichter und widerstandsfähiger gegen Risse und Sprünge im Gehäuse. Die bisher übliche Verdrahtung wurde für die meisten Bauteile durch eine Leiterplatte ersetzt. Die Lautstärke war durch einen Drehregler auf der Bodenplatte von einem leisen Schnarren bis zu einer Lautstärke von etwa 70 Phon einstellbar. 4 Der Wecker bestand nun nicht mehr aus zwei getrennten, sondern nur noch aus einer Glockenschale.
FeTAp 61 von innen
Für den FeTAp 61 gab es die untergeordneten Bezeichnungen "FeTAp 611" bis "FeTAp 616", anhand derer besondere Ausstattungsmerkmale bezeichnet wurden. Der FeTAp 611 hatte keine weiteren Ausstattungsmerkmale, der FeTAp 612 war mit einer Erdtaste ausgestattet. Beim FeTAP 613 wurde die Anschlussleitung über einen speziellen Gabelumschalter wieder zurück zum Stecker geleitet, so dass der Apparat als erste Sprechstelle innerhalb einer A2-Schaltung eingesetzt werden konnte. Der FeTAP 614 hatte sowohl eine Erdtaste als auch die Fähigkeit zum Einsatz als erster Apparat in einer A2-Schaltung. Der FeTAp 615 entsprach dem FeTAp 613 mit dem Unterschied, dass die Belegung der Leitung innerhalb der A2-Schaltung durch ein Schauzeichen angezeigt werden konnte. Der FeTAp 616 entsprach dem FeTAp 615 mit zusätzlicher Erdtaste. 4
FeTAp 616, mit Erdtaste und (eine Leitungsbelegung anzeigendem) Schauzeichen
Da noch bis in die 1950er-Jahre hinein die Fernsprecher wie zum Beispiel der W48 aus Phenolharz-Presskunststoffen (Bakelit) hergestellt wurden, waren aufgrund der Eigenschaften dieses Materials (gelbbraune Eigenfarbe, Lichtunbeständigkeit) nicht viele Variationen in der Farbgebung möglich (neben wenigen creemefarbigen Apparaten dominierten schwarze Geräte). Mit der Verwendung der thermoplastischen Kunststoffe beim FeTAp 61 konnten nun auch Apparate mit verbesserten (dünnwandigeren und schneller herstellbaren) Gehäusen produziert werden. Vor allen Dingen waren nun auch verschiedene Farben möglich. 5
Im August 1970 führte die Deutsche Bundespost eine Umfrage zu möglichen Farben bei Telefonen durch. Von den 13 möglichen Farben wähle man vier aus, die ab 1972 erhältlich waren: farngrün, hellrot-orange, ockergelb und lachsrot. Der lachsrote Apparat stieß aber nur auf eine geringe Nachfrage und wurde bald wieder aus dem Programm herausgenommen. 3
FeTAp 611 in farngrün
FeTAp 612 in hellrotorange
FeTAp 611 in ockergelb
FeTAp 612 in lachsrot
Da die vier erhältlichen Farben natürlich nicht jedermanns Geschmack treffen konnten, entwickelte sich bald ein Handel mit geschmackvolleren Gehäuseüberzügen für diese Apparate. Was heute die Handyhülle ist, war damals die Brokathaube. Da diese Gehäuseform als Standardmodell in der Mehrzahl der Haushalte zu finden war, war allerdings eine breite Palette gleicher Hauben für unterschiedliche Modelle nicht notwendig.
FeTAp 61 in anderen Gehäusefarben als kieselgrau, farngrün, hellrot-orange, ockergelb und lachsrot sind Sondermodelle:
Sondermodell FeTAp 612 in transparentem Gehäuse
Sondermodell FeTAp 612 in schwarz
Neben den oben genannten Ausstattungsvarianten gab es TeTAp 61 mit zahlreichen weiteren Zusatzeinrichtungen wie zum Beispiel Gebührenzählern, Lampen zur Rufsignalisierung oder zur Anzeige der Leitungsbelegung usw.
FeTAp 611 mit Gebührenanzeiger
Siemens bot den Tischfernsprecher 61 auch für sein privates Nebenstellengeschäft an. Die Apparate trugen das "Siemens-und-Halske"-Firmenlogo sowie einen Siemens-Schriftzug unterhalb der Wählscheibe.
Allerdings wurden die eigenen Entwicklungen V 62 (= FgTist 282) und H 63 vom Siemens-Vertrieb bevorzugt. Nur wenn ein Kunde das 61er-Modell ausdrücklich verlangte, kam dieses zum Einsatz. 2
Tischfernsprecher 61 von Siemens für private Nebenstellen
1 vgl. Roth, E.: "Fernsprechapparate in der Welt", in: PAUSCH 1970, S. 63
2 vgl. ARBENZ 2009, S. 197 ff
3 vgl. Bernhardt, M.: "Fernsprechapparate für einfache Hauptanschlüsse", in: GFDP 1984, S. 56
4 vgl. KABATT 1966, S. 195 ff
5 vgl. Oden, H., Vömel, P.G.: "Der Fernsprecher als Spiegel des technologischen Fortschritts", in: GFDP 1977, S. 197