Mit dem Betrieb historischer Wählscheibenapparate stellt sich recht bald auch die Frage, an welcher Telefonanlage der Apparat möglichst originalgetreu betrieben werden kann. Je nach Art des Anschlusses (analog oder ISDN) kommen eine Vielzahl von Anlagen in Betracht. Im Zusammenspiel mit den alten Apparaten kann die Anschaffung einer älteren Anlage oftmals sinnvoller sein als die einer neuen. Gebrauchte Telefonanlagen sind problemlos erhältlich (z. B. bei ebay), gut geeignete Anlagen sind inzwischen mit etwas Glück durchaus für unter 10 Euro zu bekommen.
Man sollte allerdings wissen, worauf es ankommt. Oft ist es hilfreich, wenn man sich die entsprechende Bedienungsanleitung vorher schon einmal im Internet ansieht, um sich einen Überblick über den Funktionsumfang zu verschaffen. Zunächst sollte man abschätzen, wie viele Nebenstellen man betreiben möchte. Die nachstehende Übersicht nennt einige Kriterien, auf die man ebenfalls achten sollte. Eine erschwingliche Anlage zu finden, die alle Kriterien erfüllt, ist kaum möglich, so daß man sich Prioritäten setzen sollte.
Wahlverfahren
Die Anlage sollte das Impulswahlverfahren verstehen. An Anlagen, die nur das Tonwahlverfahren auswerten können, kann man nicht mit einem Wählscheibentelefon wählen. Man kann dann auf diesem Apparat nur angerufen werden (oder man behilft sich mit einem externen Tongenerator, wie sie früher zur Fernabfrage von Anrufbeantwortern benutzt wurden). Bei einigen Telefonanlagen muß das Wählverfahren an den jeweiligen Nebenstellen erst eingestellt werden.
Erdtaste
Viele für Nebenstellen vorgesehene Telefone haben eine sogenannte „Erdtaste“, mit der der Telefonanlage ein Signal übermittelt werden kann (normalerweise um ein internes oder externes Gespräch einzuleiten oder an eine andere Nebenstelle weiterzuvermitteln). Die Erdtaste wurde bei moderneren analogen Telefonen durch die „Flash“-Taste ersetzt, diese funktioniert aber völlig anders. Für den originalgetreuen Betrieb eines historischen Apparates sollte die Telefonanlage daher in der Lage sein, (auch) die Erdtaste erkennen zu können. Welche Funktion die Erdtaste dann genau haben soll, hängt übrigens nicht vom Apparat, sondern von den Einstellungen in der Anlage ab. Voraussetzung für den Betrieb mit Erdtaste ist, daß (außer den beiden Adern für die Sprechleitung) eine dritte Ader für die Betriebserde in den Leitungen zu den betreffenden Nebenstellen führt.
Vermitteln ohne Erdtaste
Möchte man auch Apparate ohne Erdtaste anschließen, so bieten einige Telefonanlagen auch diesen die Möglichkeit, Gespräche auf andere Apparate zu vermitteln (zum Beispiel durch Wählen einer Ziffer im laufenden Gespräch). Bietet die Anlage diese Möglichkeit nicht, muss entweder für den betreffenden Apparat auf die Vermittlungsfunktion verzichtet werden, oder eine Erdtaste nachgerüstet werden, was durchaus ohne eine Veränderung des Originalzustandes des Apparates möglich ist.
Ruf mit 25 Hz
Am analogen Netz der Deutschen Bundespost hatte die Rufwechselspannung eine Frequenz von 25 Hz. Moderne Telefonanlagen haben meistens eine Frequenz von 50 Hz (wie das Stromnetz), was bei modernen elektronischen Klingeln auch keinen Unterschied macht. Bei den alten Apparaten führt eine höhere Frequenz zu einem schnelleren Anschlagen des Klöppels an die Glockenschalen, und hierdurch ändert sich der Klang. Für den originalgetreuen Betrieb empfiehlt sich daher eine Telefonanlage mit festen oder einstellbaren 25 Hz als Frequenz der Rufwechselspannung (es sei darauf hingewiesen, daß bei ausländischen Apparaten eine andere Frequenz als 25 Hz dem originalgetreuen Betrieb entsprechen kann).
Gebührenimpuls
Für manche Apparate wie Münzfernsprecher oder Zusatzgeräte wie Gebührenanzeiger wird zum originalgetreuen Betrieb ein Gebührenimpuls benötigt. Im analogen Netz war dieser Impuls ein kurzer, sehr hoher Ton von (in Deutschland) 16 kHz. Speziell bei Anlagen, die am ISDN-Netz betrieben werden, kann es daher von Bedeutung sein, ob die Telefonanlage die eingehende digitale Gebühreninformation an ihre analogen Nebenstellen als einen solchen Ton ausgeben kann. Zu bedenken ist allerdings, da dies bei den meisten Telefonanlagen nur funktioniert, wenn der Netzanbieter den Gebührentakt bereitstellt. Und da heutzutage (zumindest bei Inlandsgesprächen) die Gebühren kaum noch zeitabhängig berechnet werden, ist die Erzeugung eines Gebührenimpulses nicht selten selbst dann ein Problem, wenn die Anlage diese prinzipiell beherrscht. Nur wenige Anlagen können den Gebührenimpuls eigenständig zeitbasiert und ohne Vorliegen eines solchen Impulses auf der Amtsleitung generieren.
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Manch ein Betreiber historischer Telefone realisiert die Anzeige der Rufnummern auf seperaten Zusatzgeräten wie dem „ELV Callboy“ oder ähnlichen. Nur wenige ältere Anlagen, die „ältere“ Ausstattungsmerkmale wie den Erdtastenbetrieb aufweisen, verfügen auch über die Möglichkeit der Rufnummernanzeige. Amtsholung und Vermittlung Damit die Anlage zwischen Gesprächen von einer Nebenstelle zur anderen und Gesprächen „nach draußen“ unterscheiden kann, muß die Belegung interner und externer Leitungen vom Apparat aus steuerbar sein. Oftmals meldet sich nach dem Aufnehmen des Hörers zunächst die Telefonanlage mit einem ihr eigenen Wählton und erst durch Drücken einer Taste oder Wahl einer Ziffer (meistens Null) erhält man die Amtsleitung. Bei „spontaner Amtsholung“ ist es entsprechend umgekehrt, es wird dann nach Aufnehmen des Hörers sofort eine Amtsleitung belegt und ein Tastendruck führt einen zurück, falls man ein internes Gespräch führen möchte. Das Weitervermitteln eies laufenden Gespräches auf eine andere Nebenstelle geschieht nach einem ähnlichen Prinzip. Man sollte sich vorher informieren, welche Möglichkeiten die Anlage hier bietet, denn eine Vermittlung per „Flash“-oder Sterntaste wäre beispielsweise sehr ungünstig.