Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zwei Apparate an einer Leitung zu betreiben. Neben der Möglichkeit,
eine
Telefonanlage zu verwenden gibt es auch einige Varianten ohne größeren technischen Aufwand:
1. Die Parallelschaltung
Die einfachste Methode, zwei Apparate an einer Leitung zu betreiben, ist, sie parallel
anzuschließen.
Parallelschaltung mit TAE-Dosen
Diese Vorgehensweise ist jedoch äußerst umstritten, denn sie führt zu einigen technischen (und auch
rechtlichen) Problemen. Ein paralleler Betrieb zweier Wählscheibentelefone an einer Amtsleitung war
zu Reichspostzeiten noch erlaubt:
“
Der Ruf kommt bei beiden Apparaten an, sie können gleichzeitig
genutzt werden, dürfen aber nicht zum Sprechen untereinander
dienen.
Zu Bundespostzeiten waren Parallelschaltungen jedoch verboten:
“
Eine unmittelbare Parallelschaltung von 2 einfachen Sprechstellenapparaten ist nicht
zulässig.
Zum einen berührt dies die rechtliche Frage, daß durch die Parallelschaltung die einfache
Möglichkeit besteht, mit dem einen Apparat unbemerkt ein Gespräch abzuhören, das über den
anderen Apparat auf der Amtsleitung geführt wird. Das andere Problemfeld ist technischer
Natur: Sind beide Apparate Wählscheibentelefone, und wird mit einem der beiden Apparate
eine Nummer gewählt, so kann es passieren, daß der parallel geschaltete Apparat während
des Wahlvorgangs bei jeder gewählten Ziffer mitklingelt. Dies hat seine Ursache darin,
daß sich der im mitklingelnden Apparat befindliche (in Reihe zum Wecker geschaltete
Kondensator) während dieser Wahl durch die an der Amtsleitung anliegende Gleichspannung
in schneller Folge auf- und entlädt, wodurch sich im Wecker eine Rechteckspannung ergibt,
die das Klingeln verursacht.
Offenbar hat die Frage nach den Problemen einer Parallelschaltung
die Menschen schon seit längerere Zeit beschäftigt, so dass sich im „Hilfsbuch für Entstörer“
eine ausführliche Argumentationshilfe findet:
“
Weil [Teilnehmer] immer wieder nach den Gründen dafür fragen, sind die wichtigsten davon
hier
aufgezählt:
Die aus der [Anschlußleitung] zur Verfügung stehende Energie reicht nur zur
Speisung eines [Fernsprechapparates] aus
Die Einfügungsdämpfung eines zweiten [Fernsprechapparates] würde zu einem
Überschreiten der höchstzulässigen Dämpfung führen, es kommt zu
Verständigungsschwierigkeiten
Das Einfügen eines zweiten [Fernsprechapparates] führt zu Impulsverzerrungen
beim Wahlvorgang, es kommt zu Falschwahlen
Das Parallelschalten zweier [Fernsprechapparate] würde zu „Interngesprächen“
d. h. zum Sprechen zwischen den beiden parallalgeschalteten [Fernsprechapparaten]
verleiten, dies führt zu Blindbelegungen in der [Vermittlungsstelle] und
verringert dadurch die Verkehrsleistung
Das Parallelschalten zweier [Fernsprechapparate] ermöglicht ein unerwartetes
bzw. unerwünschtes
Abhören.
Das oben erwähnte Mitklingeln eines parallelgeschalteten Apparates wird dort jedoch nicht erwähnt.
2. Die A2-Schaltung
Bei der A2-Schaltung ist es möglich, zwei Fernsprecher an einer Amtsleitung zu betreiben. Dabei
werden zwei Apparate hintereinandergeschaltet. Der (von der Anschlußleitung her gesehen) vordere
der beiden Apparate muss dazu besondere Ausstattungsmerkmale besitzen, denn bei dieser Schaltung
verläuft die Sprechleitung des hinteren Apparates durch den vorderen hindurch. Der vordere der
beiden Apparate muss also die technischen Voraussetzungen zu dieser Durchleitung haben. Dies ist
am Gabelumschalter realisiert. Bei aufgelegtem Handapparat leitet dieser vordere Apparat die
Sprechleitung weiter auf den hinteren Apparat.
Prinzipdarstellung der A2-Schaltung
Die Sprechleitungen a und b des nachrangigen Apparates werden an a2 und b2 des vorrangigen
Apparates angeschlossen. Die Sprechleitungen a und b des vorrangigen Apparates werden wie üblich
an die Anschlußleitung angeschlossen. Falls einer oder beide Apparate über Erdtasten verfügen,
sollten die Apparate entsprechend jeweils an die Erdleitung angeschlossen werden. Zudem sind die
W-Adern (Weckerleitungen) der beiden Apparate zu verbinden. Die Rufspannung auf a und b wird ja
zunächst durch den vorderen Apparat hindurchjgeleitet und erst von diesem durch die Weckerleitung
(W-Ader) wieder zurückgegeben. Fehlt diese Verbindung, so klingelt nur der hintere Apparat.
Wichtig zu beachten ist dabei, dass das Farbschema der Adern der Anschluss-Schnur abweicht.
Das Schauzeichen zeigt in rot die Belegung der Leitung an
Neben dem besonderen Gabelumschalter kann der vordere Apparat als zusätzliches Ausstattungsmerkmal
ein Schauzeichen besitzen, das anzeigt, ob der hintere Apparat die Leitung belegt. Dies war dann
notwendig, wenn beispielsweise nicht beide Apparate im selben Raum standen und der Teilnehmer am
orderen Apparat daher im alltäglichen Betrieb nicht wissen kann, ob der hintere Teilnehmer gerade
die Leitung belegt. Der hintere Apparat kann ein gewöhnlicher Fernsprecher (mit Weckerleitung,
s.u.) sein.
Bei der Verwendung von TAE-Dosen sind diese auf die auch sonst übliche Art in Reihe zu schalten
(siehe Abbildung). Auf diese Weise können die Dosen sowohl für eine A2-Schaltung als auch wahlweise
für einen Einzelapparat verwendet werden.
Hintereinanderschaltung von TAE-Dosen
Die Benutzung stellt sich folgendermaßen dar: Belegt der vordere (in der Abbildung linke) Apparat
die Leitung, so ist der hintere (rechte) Apparat abgekoppelt. Wird der Hörer des hinteren Apparates
abgenommen, so ist nichts zu hören. Belegt jedoch der hintere (rechte) Apparat die Leitung, so wird
dies beim vorderen (linken) Apparat per Schauzeichen signalisiert (sofern vorhanden). Wird beim
vorderen Apparat dennoch der Hörer abgenommen, so wird das Gespräch vom hinteren Apparat getrennt
und der vordere Apparat übernimmt den Gesprächspartner im Moment des Abhebens. Ein Gespräch zwischen
vorderem und hinteren Apparat ist nicht möglich.
Mögliche Probleme:
Eine fehlende Verbindung der W-Adern zwischen den Anschlußdosen führt dazu,dass der vordere
Apparat nicht klingelt.
Die W-Ader muß auch im hinteren Apparat vorhanden und korrekt angeschlossen sein, damit der
vordere Apparat klingeln kann.
Bei einigen Apparaten mit besonderem Gabelumschalter sind je nach Betriebsart im Inneren des
Apparates Konfigurationen vorzunehmen (siehe FeTAp 613 bis 616). Probleme mit Wecker oder
Schauzeichen können hierauf zurückzuführen sein.
3. AWaDo und AMS
AWaDo 1AWaDo 1/2AWaDo 2
Ein automatischer Wechselschalter in Anschlußdosen (AWADo). bietet die Möglichkeit, zwei Apparate an
einer Anschlußleitung zu betreiben. Diese wird dabei im Regelfall direkt als Wanddose an die
Anschlussleitung montiert. Hierfür gab es Aufputz- und Unterputzvarianten.
AWADOs sind der Vorläufer der Automatischen Mehrfachschalter (AMS). Es gab die Umschalter in zwei
Varianten bzw. Betriebsarten: Bei der AWADo 1 waren beide angeschlossenen Apparate gleichberechtigt.
Ankommende Rufe wurden an beiden angeschlossenen Apparaten signalisiert. Derjenige, der zuerst die
Amtsleitung belegt, behält sie für die Dauer der Verbindung, der andere Apparat ist in dieser Zeit
abgeschaltet. Eine Übergabe des laufenden Gesprächs von einem Apparat zum anderen ist möglich, dazu
muss aber der Hörer des abgeschalteten Apparates abgenommen werden, bevor der Hörer des aktiven
Apparates aufgelegt wird.
Bei der AWADo 2 ist einer der Apparate bevorrechtigt. Ankommende Rufe wurden zwar an beiden
angeschlossenen Apparaten signalisiert, der bevorrechtigte Apparat kann aber dem nachrangigen
Apparat das Gespräch entziehen, indem er einfach den Hörer abnimmt. Um ein Gespräch vom
bevorrechtigten Apparat auf den nachrangigen zu übergeben, muß (wie bei der AWaDo 1) am
nachrangige Apparat der Hörer abgenommen werden, bevor der Hörer des bevorrechtigten Apparates
aufgelegt wird.
Typische Fehlerquellen:
AWaDo funktionieren nur, wenn die Apparate über eine funktionstüchtige W-Ader verfügen.
Ein Öffnen des angeschlossenen Apparates (auch ein Austausch der Kapseln) kann die AWaDo
beschädigen. Immer vorher den Stecker herausziehen!
AMS
Ein AMS (Automatischer Mehrfachschalter) ist der Nachfolger der AWaDo. Er funktioniert ähnlich,
benötigt aber nicht mehr die W-Ader. Zudem waren auch AMS erhältlich, mit denen vier
Apparate an einer Leitung betrieben werden können.
In der Abbildung ist ein AMS in einer Bauform zu sehen, bei der wahlweise beide Apparate direkt
per TAE angeschlossen werden können oder über die Anschlussklemmen (z.B. bei entfernt verlegten
Dosen).
4. Der Y-Switch
Y-Switch
Eine vergleichbare Funktion wie eine AWaDo oder ein AMS übernehmen auch als „YSwitch“ bezeichnete
Adapter, die man im Handel erwerben kann. Im Unterschied zu diesen gehört der Y-Switch aber nicht
zur
festen Verkabelung, sondern er wird lediglich in die Telefondose eingestöpselt. Auch hier ist nach
dem Abheben der jeweils andere Apparat von der Leitung abgekoppelt.